Wo unser Honig geerntet wird

Nektar oder Honigtau wird in der Imkerei als "Tracht" bezeichnet. Um Sortenhonig zu ernten, muss man die Bienen dort hinstellen, wo die entsprechende Pflanze wächst oder der entsprechende Honigtau verfügbar ist - also in das entsprechende Trachtgebiet.

Blütenhonig - Frühtracht

Im Frühling stehen unsere Bienenvölker im Umfeld von Bietigheim-Bissingen. Es gibt hier Nektar von Kern- und Steinobst (Kirschen, Äpfel, Pflaumen, usw.) und Raps. Der Raps hat in unserer Region einen großen Anteil an der Frühtracht. Leider sind die Böden rund um Bietigheim-Bissingen auf regelmäßigen Niederschlag angewiesen, damit der Raps guten Honigertrag liefert.

In den letzten Jahren erleben wir leider immer wieder, dass der Frühjahrsverlauf sehr trocken ist. Der Ertrag vom Raps ist daher rund um Bietigheim mäßig bis schlecht und wir wandern in solchen Jahren mit unseren Bienenvölkern in den Neckar-Odenwald-Kreis. Dort sind die Erträge bei gutem Wetter deutlich besser, da der Boden offensichtlich deutlich mehr Feuchtigkeit speichern kann.

Und so freuen sich dann Beide - Imker und Landwirt, da durch die gute Bestäubung der Rapsertrag und die Qualität der Rapsschoten deutlich gesteigert werden.

Sommertracht

Die Sommertracht ernten wir im Umfeld von Bietigheim-Bissingen. In und um Bietigheim sind es vor allem die Akazien und Linden, deren Nektar die Hauptbestandteile dieses Honigs bilden. Sommertracht ist ein Honig, den es nicht in jedem Jahr gibt - es hängt sehr stark vom Wetter ab. Gibt es lange Trockenphasen im Sommer, dann fallen die Wiesenblumen und Stauden als Nektarspender aus. Kommt es zu Starkregen bei Gewitter, dann wird der Nektar aus den Blüten der Akazien und Linden ausgewaschen und fallen als Tracht aus.

Es ist mit der Sommertracht eben wie bei vielen Trachten in der Imkerei - man muss ein wenig Glück mit dem Wetter haben, damit es diesen Honig gibt.

Waldhonig

Waldhonig besteht aus Honigtau von Blattläusen. Diese stechen den Phloem der Bäume an und saugen den Baumsaft aus den Siebröhren, mit denen der Baum die Nährstoffe zu seinen neuen Trieben befördert. Was die Blattläuse nicht verwerten können, scheiden sie wieder aus - den sogenannten Honigtau. Dieser Honigtau wird von den Bienen von Blättern und Zweigen gesammelt.

Waldhonig ist leider keine zuverlässige Tracht. Es hängt sehr stark vom ganzjährigen Witterungsverlauf ab, ob Waldhonig geerntet werden kann oder nicht. Statistisch betrachtet bekommt man nur alle drei Jahre eine vernünftige Ernte, was sich logischerweise dann im Preis für Waldhonig niederschlägt.

Wir ernten unsere Waldhonige im Schwäbischen Wald oberhalb von Murrhardt und im nördlichen Schwarzwald in der Gegend von Schömberg. Welchen Standplatz wir für unsere Bienenvölker wählen, dass hängt von verschiedenen Parametern ab. Standplatz-Suche für eine erfolgreiche Waldhonigernte ist eine Wissenschaft für sich. Wer sich dafür interessiert, findet hier mehr Informationen...

Edelkastanienhonig

Die Edelkastanie oder auch Marone genannt, kommt in unserer Gegend am östlichen Rand des Pfälzer Waldes vor. Sie wird dort "Keschde" genannt und es gibt dort auch den berühmten Keschde-Wanderweg durch die Edelkastanienwälder. Wer also Edelkastanienhonig will, der muss in die Pfalz.

Wir stellen unsere Bienenvölker für den Edelkastanienhonig oberhalb von Bad Bergzabern auf. Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick in das Rheintal und es gibt sehr schöne Wanderwege.

Almwiesenhonig

Seit 2013 haben wir die Möglichkeit, die Bienen nach Österreich ins Paznauntal zu stellen. Oberhalb von Landeck, in der Nähe der Gemeinde Tobadill, stehen die Bienen dann auf über 1.000 Meter Höhe und sammeln Nektar von Almwiesen und Honigtau - fernab von Verkehr und industrieller Landwirtschaft. Es ist dort mit rauhem Klima zu rechnen. Selbst Ende Mai / Anfang Juni kann noch mit Tiefsttemperaturen in der Nacht nahe dem Gefrierpunkt gerechnet werden, während tagsüber bei klarem Himmel gerne mal über 30°C erreicht werden.

Trotz des rauhen Klimas hatten wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Bienen dort sehr wohl fühlen. Die Almwiesen liefern zwar keine Massentracht, aber einen stetigen Zustrom an Nektar und vor allem eine unglaubliche Vielfalt an Pollen. Dies scheint den Bienen sehr gut zu tun. Es ist uns jedesmal aufgefallen wie friedlich die Bienen sind, wenn wir vor der Abreise aus dem Paznauntal den Honig abgerntet und die Bienenvölker für den Rücktransport vorbereitet hatten.

Die Corona-Reisebestimmungen haben es 2020 leider nicht zugelassen, unsere Bienen auf die Alm zu stellen. Solche Einsätze müssen langfristig geplant werden, schon allein aufgrund der veterinäramtlichen Auflagen - die Situation war aber bedingt durch Corona sehr dynamisch und völlig unkalkulierbar.