Selektionskriterien
Bienenköniginnen werden beim sogenannten Hochzeitsflug von mehreren Drohnen begattet. Landläufig spricht man in der Imkerei von Bienenzucht - da die jungen Königinnen in der (Hobby-) Imkerei zumeist vom eigenen Bienenstand aus ihren Hochzeitsflug starten und man damit auf die väterliche Seite keinen Einfluss hat, sollte man lieber von "selektiver Vermehrung" sprechen.
Wir vermehren bzw. selektieren unsere Bienenvölker auf drei verschiedene Arten:
- Vermehrung aus dem eigenen Bestand heraus - Standbegattung
Wir beobachten unsere eigenen Völker und kennzeichnen die aus unserer Sicht besonders guten Völker. Wichtige Kriterien der Selektion sind für uns
- Resistenz gegenüber Krankheiten
- Sanftmut (nichts nervt mehr, wie aggressive Völker)
- guter Wabensitz (erleichtert die Bearbeitung der Völker ungemein)
- Honigleistung
- gute Frühjahrsentwicklung - Vermehrung aus dem eigenen Bestand heraus - Belegstellenbegattung
Um kein Inzucht-Problem zu bekommen, lassen wir nachgezogene Königinnen auf einer Belegstelle begatten. Damit ist nicht nur die mütterliche Seite, sondern auch die väterliche Seite selektiert. In diesem Fall darf man korrekterweise von "Zucht" sprechen. - Wir beziehen nachgezogene Königinnen vom Zuchtwart des BV Besigheim e.V. oder bekannten Imkern, deren imkerliche Fähigkeiten wir kennen und vertrauen.
Trotz dieser selektiven Vermehrung gibt es unter den nachgezogenen Bienenvölkern immer eine gewisse Streuung. Das hängt mit der nicht kontrollierten Vaterseite zusammen, ist aber auch bei gezielten Anpaarung auf der Belegstelle festzustellen. Man muss das wohl unter dem Begriff "genetische Vielfalt" verbuchen. Eine Verbesserung der Eigenschaften der Bienenvölker ist also ein iterativer Prozess und leider erlebt man auch manchmal herbe Rückschläge - aber auf der anderen Seite auch Bienenvölker, die einem aufzeigen, zu welch unglaublichen Leistungen ein Bienenvolk fähig ist.
Aufzucht
Wir verkaufen im Allgemeinen keine sogenannten Ableger, sondern päppeln unsere neu gebildeten Völkchen über die Sommermonate auf und führen sie auf einem Magazin (10 Waben Zander) über den Winter.
Nachdem an den neu gebildeten Völkern die Königin erfolgreich ihren Hochzeitsflug absolviert hat und in Eilage gegangen ist, füttern wir langsam aber stetig jede Woche und erweitern die kleinen Völkchen schrittweise, bis die Überwinterungsstärke erreicht ist. Für die Erweiterung verwenden wir Mittelwände aus unserem eigenen Wachskreislauf oder ausschließlich Mittelwände aus Bienenwachs mit Analysezertifikat.
Eine Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe führen wir an den jungen Völkern nur einmalig Mitte bis Ende September durch. Achtet man während der Bildung der Völker schon auf geringe Milbenbelastung, dann ist nach unserer Erfahrung keine mehrfache Sommerbehandlung notwendig. Die Völker sollen nicht durch unnötige Behandlungen belastet werden. Während der Wachstumsphase kontrollieren wir regelmäßig die Entwicklung und das Brutbild.
Völker, die sich auffällig schlecht entwickeln, ein schlechtes Brutbild zeigen oder gar drohnenbrütig werden, gehen bei uns nicht in den Winter. Solche Völker werden von uns aufgelöst, bevor die kalten Tage kommen. Meist nutzen wir hierfür die letzten warmen Tage Anfang Oktober. Die Winterbehandlung erfolgt typischerweise zwischen Anfang bis Mitte Dezember im brutfreien Zustand. Wir kontrollieren bei der Winterbehandlung den Milbenfall an jedem Volk.
Im darauf folgenden Frühjahr wird dann das Gesundheitszeugnis gemacht und die Völker werden als sogenannte "Jungvölker" verkauft.