Und dann gab's doch noch Honig
Der Start in die Saison war ernüchternd
Nach einer kurzen, warmen Phase im März von knapp zwei Wochen wurde es wieder empfindlich kalt. Den ganzen April war Thermometer ganz selten über 20°C, von gutem Trachtwetter mit 25°C und feucht-warmer Süd-West-Wetterlage weit und breit nichts zu sehen. Wir befürchteten schon, dass es wieder so ein Katastrophenjahr wie 2021 wird - es verlief leider so ähnlich.
Jeden Tag der Blick auf den Wetterbericht und jeden Tag wurde der Frust größer. Durch das kühle Wetter entwickelten sich die Völker nur sehr langsam und von Flugbetrieb war nicht allzuviel zu sehen. Der Raps blühte auf, aber die Bienen waren nicht in optimaler Trachtstärke und das Wetter spielte nicht mit. In solchen Jahren, in denen die Bienen noch etwas "hinten dran" sind, wandern wir oft in den Necker-Odenwald-Kreis nach Osterburken. Dort ist das Klima etwas rauher und der Blühbeginn etwa ein bis zwei Wochen später wie bei uns.
Die erste Honigernte bei strahlendem Wetter
Dieses Jahr aber war, bedingt durch das "grau-in-grau" im ganzen Land, der Temperaturunterschied zwischen Bietigheim und Osterburken vernachlässigbar. Ergo war der Blühbeginn am Raps auch nicht zeitlich verzögert. Da überlegt man dann hin und her, rechnet Prognosen mit Wetterdaten und dem Temperatursummen-Modell für Winterraps um das Optimum zu finden. Am Ende haben wir uns dann doch entschieden die Bienen in Bietigheim stehen zu lassen. Auch der aktuelle Dieselpreis von 2,15€ pro Liter hat bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt.
Der Mai zeigte sich dann deutlich freundlicher und in der zweiten Maiwoche konnte man bei einigen Völkern tatsächlich das zweite Honigmagazin geben. Die Bienen waren fleißig und flogen auch bei unter 15°C. Durch das feuchte Wetter bildete der Raps noch Seitentriebe aus und die späten Obstsorten scheinen in diesem Jahr auch gut Nektar gespendet zu haben.
Am vierten Mai-Wochenende starten wir unsere erste Honigernte der Saison und es war recht schnell zu erkennen, dass es in diesem Jahr kein Totalausfall geben wird. Da lachte nicht nur die Sonne vom Himmel, sondern auch die Imkerin. Mit dem Jahr 2021 im Hinterkopf waren wir durchaus zufrieden - die Ernte war zwar deutlich unter unserem langjährigen Durchschnitt, aber man muss auch mal mit weniger zufrieden sein.
Es ist vollbracht (...fast)
Abgeerntet und aufgeladen wäre - jetzt muss "nur" noch geschleudert werden. Hat man den Honig zu Hause im Schleuderraum, dann ist dies aber eine Arbeit, die man gerne macht. Wenn man sieht, wie der Honig aus der Schleuder läuft, dann weiß man wieder, für was man sich das ganze Jahr die Arbeit gemacht hat. Auch sind wir gespannt auf das Geschmacksbild des diesjährigen Blütenhonigs.
Schon beim probieren während der Ernte konnte man schmecken, dass der Anteil an Raps dieses Jahr niedriger sein wird als sonst. Offensichtlich war es doch überwiegend die Blüte von Kern- und Steinobst, die uns dieses Jahr den Honig geschenkt hat.